Pigmentepithel / Netzhaut-Interaktion
H. Schwahn
Wie in früheren Arbeiten ,, beschreiben, beeinflußt eine akute Verabreichung von Ethanol und Barbituraten die vom Auge aufgezeichneten elektrischen Spannungsschwankungen, das Electrooculogramm (EOG). Elemente des EOG, die untersucht werden, sind die durch Lichtpuls induzierte c -Welle und die am Auge anliegende beleuchtungsabhängige Gleichspannung (Bestandspotential). Das EOG spiegelt im wesentlichen Spannungsänderungen am Pigmentepithel des Auges wieder, die durch Veränderungen der elektrischen Eigenschaften der Zellmembran der Pigmentepithelzellen hervorgerufen werden. Wie entsteht diese "Reaktion" des Pigmentepithels auf Ethanol und andere Suchtmittel. Welche chemisch-pharmakologischen Prozesse sind daran beteiligt? Wie wirkt sich langfristiger chronischer Abusus auf diese akute Reaktion aus? Welche Anpassungsprozesse in den Funktionen der Pigmentepithelzellen lassen sich dabei beschreiben?
In dieser Studie an der in vitro -Präparation der Netzhaut des Hauhuhns wurden zuerst die akuten Effekte von Ethanol auf die elektrischen Eigenschaften der Netzhaut und des Pigmentepithels, sowie auf die Photorezeptor-Pigmentepithel-Interaktion untersucht (s.u.). Die in den Experimenten gemachten Beobachtungen werden mit den in der Klinik gefundenen Veränderungen im EOG verglichen. Weiterführend werden dann die chronischen Wirkungen von Ethanol und Barbituraten auf diese Effekte bestimmt. Darüberhinaus soll die Rolle der retinalen Alkoholdehydrogenase in diesen Prozessen aufgeklärt werden , .
Methodik: Die Anlage zur in vitro -Präparation des Netzhaut-Pigmentepithel-Aderhaut-Komplexes aus dem Auge von Hühnerküken wurde vor einigen Monaten aufgebaut und die automatische Datenerfassung und Datenauswertung programmiert. Das isolierte Präparat wird mit Nährlösung (Superfusat) umspült und ist für etwa 5-7 Stunden elektrophysiologischen Experimenten zugänglich. Diese umfassen extrazelluläre Ableitungen in der neuralen Retina und intrazelluläre Ableitungen in Pigmentepithelzellen. Pharmaka können über das Superfusat getrennt an die vitreale Seite oder Aderhautseite des Präparates appliziert werden.
Erste Ergebnisse: In ersten Versuchen wurden Ethanolkonzentrationen im Superfusat von 0.2%; 0.5%; 1%; 2%; 4% auf die Netzhaut-Pigmentepithelpräparate verabreicht. Bereits bei 0.5 Vol% ist die c-Wellen-Amplitude im EOG signifikant reduziert. Bei 2 Vol%. halbiert sich die Amplitude. Gleichzeitig findet man eine ebenfalls dosisabhängige Erniedrigung des Bestandspotentials und der Lightpeak-Amplitude.